NeMUP Forschungsverbund

Neurobiologische Grundlagen von Pädophilie und sexuellem Missbrauchsverhalten gegen Kinder

Verbundvorhaben

Sexueller Missbrauch von Kindern bezeichnet eine Vielzahl sexueller Interaktionen zwischen Erwachsenen und Kindern, die zum Teil mit erheblichen und langjährigen Folgen für die Opfer einhergehen können. Ungefähr die Hälfte der Männer, die wegen sexuellen Kindesmissbrauchs verurteilt werden sind pädophil, d. h. sie empfinden eine dauerhafte sexuelle Anziehung zu Kindern. Aus der klinischen Forschung ist andererseits bekannt, dass viele Männer mit einer solchen sexuellen Anziehung zu Kindern leben, ohne dass sie Übergriffe gegen Kinder begehen. Während erste empirische Hinweise bestehen, dass es neurobiologische Grundlagen sowohl für eine pädophile Sexualpräferenz als auch für nicht pädophil motivierten sexuellen Kindesmissbrauch gibt, ist bisher noch unklar welche neurobiologischen Besonderheiten zu einer solchen sexuellen Anziehung führen und warum Männer ohne diese sexuelle Besonderheit Kinder sexuell missbrauchen. Hinweise auf eine (neuro-)biologische Grundlage für sexuelle Vorlieben und missbräuchliches Verhalten liegen zum Einen in der zeitlichen Stabilität. Zum Anderen konnte in neueren wissenschaftlichen Studien gezeigt werden, dass sich Kindesmissbraucher in Hirnfunktion und -struktur von nicht missbrauchenden Männern unterscheiden. Diese Unterschiede könnten zum Entstehen und dem Erhalt sexuellen Missbrauchsverhaltens beitragen.
Der Forschungsverbund zielt darauf ab, diese Unterschiede systematisch zu untersuchen. Dabei findet besonders die Unterscheidung zwischen sexuellem Missbrauchsverhalten und der sexuellen Präferenz für Kinder Beachtung. Zugrunde liegt ein Verständnis beider Erscheinungen als basierend auf der Interaktion von genetischer Veranlagung, Besonderheiten in der Entwicklungsphase und persönlicher Erfahrungen, die zur Ausprägung struktureller und funktionaler Besonderheiten im Gehirn führen.

Methoden

Neben der besonderen Zusammensetzung der Gruppe der Studienteilnehmer aus pädophilen und nicht pädophilen Missbrauchstätern und Männern, die keinen sexuellen Kindesmissbrauch begangen haben, zeichnet sich das Forschungsvorhaben durch seinen multimodalen Ansatz aus Bildgebung, Genetik und Epigenetik, Endokrinologie und Psychometrie aus. Die Methoden setzen sich aus einer gemeinsamen Forschung (common trunk) und Standort spezifischen Fragestellungen (single site approach) zusammen.
Die Methoden des common trunk beinhalten:

  1. standardisierte klinisch-diagnostische Interviews
  2. strukturelle MRT mit hochauflösenden T1-Messungen (MPRAGE) und Messungen der weißen Substanz (DTI)
  3. funktionelle MRT-Untersuchungen zur Sexualpräferenz, Ruheaktivität und Inhibitionsfähigkeit
  4. Neuropsychologische und psychometrische Untersuchungen
  5. Endokrinologische und (epi-)genetische Untersuchung

Eine Beschreibung der standort-spezifischen Vorhaben findet sich jeweils dort.

 

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